Gregor A. Mayrhofer

2013

Ite missa est (choir a capella)

for Choir a capella (SSAATTBB), 4 Soli (SATB)

20:00 Min.

UA: 04.09.2013, Probsteikirche Dortmund, Bayerischer Landesjugendchor, Dir. Gerd Guglhör
(Commissioned by Bayerischer Landesjugendchor)
Text: Hilde Domin

Ite missa est — In memoriam C.K.

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Hilde Domin: Appell

Geh nicht als ein Erlöschender Geh nicht als ein Erlöschender Geh nicht als ein Erlöschender in das Erlöschen
Brenne
Wir sind Fackeln mein Bruder Wir sind Sterne
Wir sind Brennendes Steigendes
Oder wir sind nicht
gewesen

Das zentrale Element in diesem Stück ist das GEHEN in all seinen Facetten: der Aufbruch zu Neuem, sich in Gang setzendende und plötzlich nicht mehr zu stoppende Beweguns- und Veränderungsprozesse, aber ebenso das sichere Gehen in den Tod sowie die zentrale Schlussaufforderung „Ite missa est“ („Gehet hin, das war die Aussendung“).
Im Umgang mit dem Chor als „lebendigstes Instrument“, bestehend aus so vielen individuellen Stimmen, beleuchtet dieses Stück Massenphänomene, wie wir sie in unserem Alltag und unserer Gesellschaft tagtäglich beobachten können: Was passiert wenn sich Gruppen verselbstständigen? Wie gravierend können ursprünglich harmlos oder sogar gut intendierte Dinge und Worte ihre Bedeutung verändern, wenn sie plötzlich nicht mehr nur für einen Einzelnen, sondern für eine große Masse von Menschen gelten? Jeder Mensch geht nur seinen eigenen individuellen Weg, auf die Masse bezogen ergeben sich dadurch plötzlich enorme Strömungen und Kräfte, die sich, wie im Leben zu- und gegeneinander wenden, ausgehend von den zerfließenden Choralzeilen bis hin zu dem sich aufbäumendem, glaubenskriegartigen Credo, das schließlich wie eine leere Hülle zerfällt.
Was bleibt?
In einem Schlussappell, der all unserem menschlichen Umherirren und dem unausweichlichen „Gehen“ in den Tod mit Hilde Domins Worten trotzt („Geh nicht als ein Erlöschender in das Erlöschen“) wird die Brücke geschaffen zur zentralen Aussage des Stückes, dem Schlusssatz der lateinischen Messe: „Ite missa est“.
Es ist eine Aufforderung, sich von Formen der (sei es kulturellen oder religiösen) Zeremonien nicht einlullen zu lassen, nicht die Hüllen ohne Leben zerfallen und erlöschen zu lassen, sondern deren Kernaussage neu zu entdecken, zu brennen für das Leben, und dies voll Begeisterung hinaus in die Welt zu tragen.

 

 

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